Latein am FSG
Ein Fach mit Nebenwirkungen
Latein wird am Friedrich-Schiller-Gymnasium als zweite Fremdsprache ab Klasse 6 angeboten. Bis Klasse 8 üben sich die Schülerinnen und Schüler mit unserem Lehrbuch Campus in Wortschatz und Grammatik, bevor sie sich in Klasse 9 und 10 mit lateinischen Originaltexten beschäftigen – historisch Gewichtiges von Caesar, rhetorisch Wertvolles von Cicero oder zum Schmunzeln Komisches von Martial.
Latein – Voraussetzung für viele Studiengänge
Mit der Note „ausreichend“ in Klasse 10 erwerben die Schüler automatisch ihr Latinum. Dieser Nachweis von Lateinkenntnissen wird in einigen Studiengängen durch Prüfungsordnungen verlangt. Lateinkenntnisse sind daneben auch für Studienrichtungen wie Medizin, Pharmazie und Jura von Nutzen. In Kooperation mit weiteren Ludwigsburger Schulen besteht auch die Möglichkeit, Latein in der Kursstufe bis zum Abitur weiterzuführen und das Große Latinum zu erwerben.
Gute Gründe Latein zu lernen
Der Lateinunterricht am FSG verharrt nicht in der Vergangenheit, sondern sucht immer die Verknüpfung zur Gegenwart. So wusste zum Beispiel schon Caesar die Macht seiner Worte manipulativ einzusetzen. Derlei rhetorische Strategien durchschauen und kritisch hinterfragen zu können – ein erklärtes Lernziel des Lateinunterrichts – ist in Zeiten, in denen sich junge Menschen mit einer Vielzahl zum Teil widersprüchlicher Informationen und „alternativer Fakten“ konfrontiert sehen, notwendiger denn je. Latein besteht eben nicht nur aus Übersetzen, sondern ist ein Fach mit vielen Nebenwirkungen – im positiven Sinne. Hier eine kleine Auswahl:
Latein hilft, Fremdwörter zu entschlüsseln: Bereits Schüler im Anfangsunterricht können mit dem Grundwortschatz Begriffe wie „dubios“ oder „Laudatio“ aus dem Lateinischen ableiten und verstehen. Insbesondere für das Verständnis wissenschaftlicher Texte im Studium haben Schüler mit fünf Jahren Lateinunterricht einen unschlagbaren Vorteil.
Auch im Englischen profitieren die Schüler, vor allem bei anspruchsvollen Texten in der Oberstufe, deren Wortmaterial bis zu 80 Prozent aus dem Lateinischen stammt: Vokabeln wie „amicable“ oder „propinquity“ gehören nicht zum englischen Grundwortschatz, können aber leicht aus dem lateinischen Grundwortschatz abgeleitet werden.
Latein ist die perfekte Ergänzung zu modernen Fremdsprachen: Ziel des Unterrichts in modernen Fremdsprachen wie Englisch oder Französisch ist das Sprechen, Schreiben, Lesen und Hörverstehen in der Fremdsprache. Der Unterricht wird deshalb möglichst ausschließlich in der Zielsprache geführt. Unterrichtssprache im Lateinunterricht ist hingegen Deutsch. Bei der Übersetzung lateinischer Texte setzen sich die Schüler auch mit der Muttersprache Deutsch intensiv auseinander. So verwundert es auch nicht, dass in einer Untersuchung an Universitätsstudenten, die den Inhalt von Texten der deutschen Hochliteratur erfassen sollten, diejenigen mit Latinum besonders gut abschnitten (weitere Informationen dazu unten).
Auch Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, bietet der Lateinunterricht ein permanentes Training in Sprachbereichen, die vom Alltagsdeutsch nicht abgedeckt werden. Immer wieder bestätigen Schüler, dass Latein ihnen auch beim Verstehen der deutschen Grammatik und beim Erweitern ihres deutschen Wortschatzes hilft.
Latein vermittelt ein breites Orientierungswissen: Latein lebt nicht nur als Mutter der modernen Sprachen wie Italienisch, Spanisch und Französisch fort, Latein ist auch die Mutter unserer europäischen Kultur – philosophische und religiöse Fragen wurden auf Lateinisch ge- und durchdacht, große Teile unseres Rechtswesens gründen auf dem der römischen Antike, nicht zuletzt hat die Antike bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, die bis heute unser Weltbild prägen. Wohl kaum ein Fach hat eine derartige Vielfalt zu bieten. Auf dieser Grundlage vermittelt der Lateinunterricht vielfältige sprachliche, methodische, kulturelle und personale Kompetenzen. Dabei werden vor allem langfristig wirksame Qualifikationen erworben, die Allgemeinbildung und Studierfähigkeit nachhaltig fördern können.
Die Liste der für Eltern relevanten Vorteile des Fachs ließe sich noch weiterführen. Fragt man allerdings Schüler, warum sie mit der Wahl des Faches Latein als zweite Fremdsprache zufrieden sind, antworten sie: Weil es Spaß macht, die Bedeutung der Sätze wie beim Puzzlespielen zusammenzusetzen. Weil die Texte im Lateinbuch mal interessant, mal lustig sind. Weil das Leben der alten Römer spannend und faszinierend ist.
Welche Anforderungen stellt Latein an die Lernenden?
Latein ist ein typisches Gymnasialfach. Es erfordert vom Schüler, wie andere Fremdsprachen auch, Selbstdisziplin beim Lernen von Wortschatz und Grammatik. Allerdings: Mit nur knapp über 1200Wörtern, die die Schüler in der sogenannten Lehrbuchphase von Klasse 6 bis 8 lernen, können sie 80 Prozent der lateinischen Texte übersetzen. In Klasse 9 und 10 erweitern die Schüler ihren Wortschatz noch geringfügig. Hinzu kommt, dass die Schüler die Sprache nicht selbst sprechen müssen, sondern zunehmend anspruchsvollere Texte ins Deutsche übertragen.
Latein fordert unseren Schülerinnen und Schülern also einiges an Konzentration und Lernfleiß ab. Wer aber gut in anderen Fächern am Gymnasium zurechtkommt, meistert auch Latein mit Erfolg.
Wer mehr zu den Vorteilen des Faches Latein erfahren will, findet hier Lesefutter:
Franz Peter Waiblinger: Die spezifischen Leistungen der Alten Sprachen im gymnasialen Fremdsprachenunterricht
www.fachdidaktik.klassphil.uni-muenchen.de/forschung/didaktik_waiblinger/leistungen_der_as.pdf
Wolfgang Krischke: Latein - der größte Abstand vom Affen.
www.fachdidaktik.klassphil.uni-muenchen.de/forschung/didaktik_waiblinger/latein_-_affe.pdf
Wolfgang D. Lebek: Das Latinum und die Qualität der deutschen Universitätsstudenten.
journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/fc/article/download/37970/31635